Rechenschwäche-Magazin 2000-2003
Die Halbjahres-Schrift des Vereins für Lern- und Dyskalkulietherapie in Wien erschien in insgesamt acht Ausgaben mit unterschiedlichem Umfang.
Als seine grundlegende Richtung gab das Magazin an: Verbesserung der Rahmenbedingungen für rechenschwache Kinder, Jugendliche und Erwachsene, Information und Fortbildung auf dem Gebiet von Rechenstörungen, Schärfung des öffentlichen Problembewusstseins für Rechenstörungen.
Nicht alles, was im Jahr 2000-2003 aktuell war, gilt so noch heute. Aber das Rechenschwäche-Magazin war vielleicht ein
bisschen seiner Zeit voraus. Gerade die vielen praktische Beiträge haben sicher auch heute noch ihren Wert, wenn sie
nicht stoisch übernommen werden.
Relativ ausführlich behandelt wurden beispielsweise die Themen
Relativ ausführlich behandelt wurden beispielsweise die Themen
Übersicht über die einzelnen Ausgaben und ihre Beiträge
Ausgabe 1, Mai 2000, 8 Seiten
Rechenschwäche – Was ist das?
Rechenschwäche wird häufig nicht als eigenständige Störung erkannt, sondern mit Faulheit oder mangelnder Intelligenz verwechselt. Kritisiert wird auch die Definition von Rechenschwäche über den Vergleich der Rechenleistung mit der Allgemeinintelligenz, wie sie u.a. die WHO vornimmt. Der Text fordert, Rechenstörungen als anerkanntes pädagogisches und psychologisches Problem ernst zu nehmen und frühzeitig gezielte Maßnahmen einzuleiten.Anschauungsmaterial in der therapeutischen Arbeit mit rechenschwachen Kindern
Dieser Beitrag erklärt, wie Anschauungsmaterial („Erarbeitungsmaterial“) richtig eingesetzt wird, um mathematische Grundvorstellungen zu fördern. Zunächst sollte ein detailliertes individuelles Fehlerprofil erstellt werden. Entscheidend sei dann nicht das Material selbst, sondern eine gezielte Anleitung, die das Material irgendwann überflüssig macht.Wie lässt sich eine Rechenschwäche frühzeitig erkennen?
Der Artikel zeigt typische Anzeichen bei Volksschulkindern, wie falsches Zählen, fehlende Mengenauffassung und ordinale statt kardinale Zahlvorstellungen. Ziel ist, LehrerInnen und Eltern für frühe Warnsignale zu sensibilisieren, um rechtzeitig therapeutisch eingreifen zu können.Download Ausgabe 1
Ausgabe 2, Herbst 2000, 12 Seiten
Erarbeitungsmaterial für den Zahlenraum 100
Der Beitrag beschreibt über mehr als fünf Seiten, warum Materialien, die das Bündeln von Zehner‑ und Einer‑Einheiten (z. B. Dienes‑Stangen, Würfel) visualisieren, für Kinder mit Rechenstörungen essenziell sind – sie unterstützen das Verstehen des Stellenwertsystems. Gleichzeitig wird erklärt, dass reines „Legen“ von Material nicht ausreicht; das Kind muss aktiv über die Beziehungen zwischen Zehnern und Einern reflektieren, bevor das Material schrittweise reduziert wird. Der Artikel ist eine Fortführung des Beitrags über Anschauungsmaterial aus der ersten Ausgabe.Schule und Rechenstörungen
Der Artikel kritisiert das österreichische Schulsystem dafür, dass Rechenstörungen häufig übersehen oder nur marginal behandelt werden, obwohl Ministerinnen und Schulbehörden die Problematik anerkennen. Er fordert bessere Ausbildung von Lehrkräften, klare Fördermaßnahmen und mehr finanzielle Ressourcen, um eine systematische Früherkennung und gezielte Intervention zu ermöglichen.Zwei Klassiker der Rechenschwäche‑Literatur
Hier werden die beiden Standardwerke von Hans Grissemann & Alfons Weber („Grundlagen und Praxis der Dyskalkulietherapie“ 1993, „Dyskalkulie heute“ 1996) vorgestellt.Hans Grissemann: Zur Problematik des Begriffs „Teilleistungsschwäche“ in der Definition von Rechenstörungen
Grissemann erklärt, dass der Begriff „Teilleistungsschwäche“ hilfreich ist, weil er zeigt, dass Rechenstörungen in allen Intelligenz‑ und Entwicklungsstufen auftreten können und nicht allein auf kognitive Defizite zurückzuführen sind. Er betont die Notwendigkeit, sowohl kognitive als auch emotionale und soziale Faktoren im schulischen Kontext zu berücksichtigen, und plädiert für individualisierte, interdisziplinäre Förderpläne.Rechenstörungen – frühzeitig erkennen
Der Abschnitt listet typische Anzeichen von Dyskalkulie in der zweiten Volksschulklasse (z. B. ordinales Denken, anhaltendes Finger‑Zählen, Zahlendreher, fehlende Analogie‑Bildung).Download Ausgabe 2
Ausgabe 3, Frühjahr 2001, 8 Seiten
Jens Holger Lorenz: Früherkennung von mathematischen Lernschwierigkeiten
Lorenz erklärt, dass frühe Erkennung die Prognose stark verbessert, weil dann kognitive Defizite gezielt gestärkt und falsche mathematische Konzepte neu aufgebaut werden können. Er nennt kognitive Grundvoraussetzungen (visuelles Gedächtnis, Arbeitsgedächtnis, Sprachkompetenz) und zeigt, dass bereits im Vorschulalter spielerische Tests (Memory, Puzzle, Bausteine) Hinweise auf spätere Rechenstörungen liefern.Michael Gaidoschik: Wie kann ich einem rechenschwachen Kind im Klassenverband helfen?
Der Artikel betont, dass Dyskalkulie fast immer Einzelförderung erfordert; dennoch kann die Klassenlehrerin durch frühzeitiges Erkennen, empathisches Erklären der Störung und gezielte Differenzierung (Entlastung von überfordernden Stoffen, angepasste Hausaufgaben) das Kind unterstützen. Kurzfristige Maßnahmen umfassen das Freistellen von nicht bewältigbaren Aufgaben, das Angebot von Hilfsmitteln ohne Verstärkung falscher Zählstrategien und das Einbinden der Eltern in Aufklärung und Motivation.Erkenntnis‑ und Förderhinweise im Vorschul‑ und Grundschulalter
Lorenz liefert konkrete Beobachtungs‑Checklisten: im Vorschulalter zeigen sich Probleme beim visuellen Gedächtnis, räumlicher Orientierung und beim Nachbauen von Formen; in der 1. Klasse fehlen automatisierte Zahlen‑bis‑10‑Kenntnisse, Zahlzerlegungen und stabile räumliche Kategorien; in der 2. Klasse zeigen sich Schwierigkeiten beim Zehner‑Übergang, Bündelungs‑ und Einmaleins‑Wissen. Diese Signale sollen Lehrkräfte und Erzieher*innen als Anlass für vertiefte Beobachtung und ggf. diagnostische Tests dienen.Literatur / Rezensionen:
Jens Holger Lorenz/Hendrik Radatz: Handbuch des Förderns im Mathematikunterricht Schrödel-Schulbuchverlag, Hannover 1993Eine kritische Betrachtung von zwei Handbüchern aus der Fortbildung:
Akademie für Lehrerfortbildung Dillingen: Rechenstörungen. Diagnose – Förderung – Materialien. Auer Verlag, Donauwörth 1999
Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung: Rechenstörungen. Unterrichtspraktische Förderung. Auer Verlag, Donauwörth 2000
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Ausgabe 4, Herbst 2001, 8 Seiten
Anregungen für die Erarbeitung der Zehnerüberschreitung
Der Beitrag erklärt, dass das Überschreiten einer Zehner‑Stelle (z. B. 8 + 5) ein typischer Stolperstein ist, der selbst für viele Kinder ohne Rechenstörung bis in die Sekundarstufe problematisch bleibt. Er betont, dass erfolgreiche Förderung erst möglich ist, wenn grundlegende Kompetenzen sicher beherrscht sind. Darauf aufbauend werden Strategien vorgestellt, die das Kind schrittweise von rein zählenden Verfahren zu einer strukturierten Zerlegung und zum bewussten Nutzen von Zehner‑Zwischenresultaten führen. Der Text gibt praktische Hinweise zur Auswahl geeigneter Zahlen, zum sparsameren Einsatz von Material (Finger, Rechenrahmen) und zur zeitlichen Trennung von Plus‑ und Minus‑Übungen, um das Verständnis zu festigen.Kritik der „kybernetischen Methode“
Der Artikel kritisiert die von Eva Spindler und Hariolf Dreher propagierte „kybernetische Methode“, die behauptet, alle Kinder könnten durch ein standardisiertes Finger‑ und Übungsprogramm die Rechenstörung vollständig überwinden. Die Kritik weist darauf hin, dass die Methode unrealistische Verallgemeinerungen macht (z. B. alle Rechenstörungen beruhen ausschließlich auf sensomotorischen Defiziten) und dass das reine mechanische Ausstrecken von Fingern weder das Zahlenverständnis noch die quantitative Logik fördert; stattdessen bleibt das Kind beim Zählen und verpasst die notwendige Einsicht in das Stellenwert‑System. Abschließend wird betont, dass eine fundierte Diagnostik, individuelle Förderpläne und ein tiefes Verständnis der kognitiven Grundlagen – nicht ein einheitliches, dogmatisches Verfahren – die wirksame Therapie von Dyskalkulie ermöglichen.Rezension:
Kritik am Diagnose- und Förderprogramm für rechenschwache Kinder, dem „Dortmunder Zahlbegriffstraining“ (ZBT) und dem darauf abgestimmten „Dortmunder Rechentest für die Eingangsstufe (DORT-E)“.Wolfgang Moog / Andreas Schulz: Zahlen begreifen. Diagnose und Förderung bei Kindern mit Rechenschwäche. Luchterhand Verlag, Neuwied 1999
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Ausgabe 5, Frühjahr 2002, 2 Seiten
Wegen fehlender Finanzmittel konnte das Frühjahr 2002‑Heft nur zwei Seiten umfassen.Buchvorstellung
Gaidoschik, Michael: Rechenschwäche – Dyskalkulie. Eine unterrichtspraktische Einführung für LehrerInnen und Eltern. öbv&hpt, Wien 2002Rezension:
Eine kritische Betrachtung des posthum veröffentlichte Werks mit Förder‑ und Trainingsmaterialien für die Grundschule.Grissemann, Hans: Besser Rechnen. Mathematische Grundförderung bei Lernschwierigkeiten. Lipura Verlag 2002
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Ausgabe 6, Herbst 2002, 8 Seiten
Was die Schule für rechenschwache Kinder tun muss
Es werden werden die 16 Thesen zu Rechenschwäche von Prof. Wilhelm Schipper zusammengefasst.„Das muss man sich einfach merken“??? Einmaleins-Störungen: Einige Anregungen für Vorbeugung und Abhilfe
Der Artikel zeigt Gefahren bei der Vermittlung des Einmaleins auf und liefert ein systematisches Konzept, das die Automatisierung des Einmaleins in mehreren Stufen strukturiert. Das Ziel ist, das reine Auswendiglernen zu überwinden und ein vernetztes, konzeptuelles Zahlverständnis zu etablieren, das langfristig die Automatisierung des gesamten Einmaleins ermöglicht.Download Ausgabe 6
Ausgabe 7, Frühjahr 2003, 4 Seiten
Umrechnen von Maßeinheiten – Sicherheit durch Begreifen
Der Beitrag erklärt, dass Kinder mit Rechenstörungen das Umrechnen von Einheiten häufig wie ein Glücksspiel behandeln, weil ihnen das zugrunde liegende Stellenwert‑ und Bündelungsprinzip fehlt. Es wird ein sechsstufiges Förderkonzept vorgestellt von der Erarbeitung des Messens bis zur Automatisierung. Ziel ist, dass das Kind das Umrechnen als logisch nachvollziehbaren Vorgang statt als willkürliche Symbolmanipulation versteht.Literatur‑Tipps:
Annemarie Fritz/Gabi Ricken/Siegert Schmidt (Hrsg.): Handbuch Rechenschwäche. Lernwege, Schwierigkeiten und Hilfen bei Dyskalkulie. Beltz Verlag, Weinheim - Basel - Berlin, 2003, 475 Seiten, ca. 35 EuroMichael Gaidoschik: Rechenschwäche – Dyskalkulie. Eine unterrichtspraktische Einführung für LehrerInnen und Eltern. öbv&hpt, Wien 2003, 150 Seiten, 18 Euro
Download Ausgabe 7
Ausgabe 8, Herbst 2003, 8 Seiten
Der „Gipfel des Grauens“ – und wie er seinen Schrecken verliert. Einige Anregungen für die gezielte Förderung bei Textaufgaben
Der Beitrag zeigt, dass Text‑ bzw. Sachaufgaben für viele Kinder (auch für solche ohne generelle Lernschwierigkeiten) zu einem „Gipfel des Grauens“ werden, weil sie häufig nur das Wort‑„Rechnen“ aktivieren und den Textinhalt ignorieren. Eine Förderung basiert zunächst auf der Sicherung des Operationsverständnisses (Addition, Subtraktion, Multiplikation, Division). Darauf aufbauend werden (a) Einführung von einfachen, einschrittigen Sachaufgaben im frühen Unterricht, (b) Training der Text‑Kompetenz und (c) Systematisches Erarbeiten von mehrschrittigen Lösungsstrategien empfohlen. Ziel ist, Kindern – insbesondere solchen mit Dyskalkulie – nicht nur Rechenverfahren, sondern ein tiefes Verständnis für die mathematische Struktur von Textaufgaben zu vermitteln, sodass sie eigenständig sinnvolle Lösungswege finden können.Österreichische Kinder müssen schlauer sein als bayrische. Muss das sein? Für eine Lehrplanänderung bezüglich der schriftlichen Subtraktion nach deutschem Vorbild
Zwei Verfahren der schriftlichen Subtraktion im Vergleich: Das Ergänzungsverfahren und das Weg‑und‑Tausch‑VerfahrenLiteratur-Tipp:
Lenart, F./Holzer, N./Schaupp, H. (Hrsg.): Rechenschwäche - Rechenstörung - Dyskalkulie. Erkennung, Prävention, Förderung. Leykam Verlag, 256 Seiten, ca. 18 Euro, Graz 2003. Download Ausgabe 8Hinweis: Der Überblick wurde teilweise mithilfe der KI Lumo erstellt.
Der Verein für Lern- und Dyskalkulietherapie in Wien stellt die Ausgaben auf seiner Webseite als Download zur Verfügung:
Download: Das Rechenschwächemagazin – Archiv
Seit 2003 erscheint das Journal Kopf und Zahl, das ebenfalls online frei verfügbar ist.
Hier werden oft auch einzelne Aspekte des Dyskalkulie sehr ausführlich behandelt.
Downloads: rechenschwaeche.de oder dyskalkulie.de
Hier werden oft auch einzelne Aspekte des Dyskalkulie sehr ausführlich behandelt.
Downloads: rechenschwaeche.de oder dyskalkulie.de